Als die Geschichte von meinem Schmuck begann...
Als die Geschichte von meinem Schmuck begann, habe ich es einfach nur zum Spaß gemacht. Es war zeitfüllend, es war kreativ, es war mit meiner besten Freundin zusammen. Es machte den ganzen Tag einfach schöner und es hatte nichts mit Geld zu tun. Wenn es dann doch Geld einbrachte, war es einfach die „Cherry on top“.
Ich war auf Bali, die Sonne schien, meine beiden zwei kleinen Kinder waren in der Kita, Nadja und ich fuhren mit dem Roller herum und suchten nach dem perfekten Ort zum Arbeiten, falls man es überhaupt Arbeit nennen konnte. Jeden Tag, ein anderes Café oder manchmal auch einfach nur zu Hause am Pool. Ja, ich war finanziell abhängig von meinem Mann, aber das war okay, ich hatte dafür so viele Freiheiten. Die Schattenseite der Story kam dann später. Aber rückblickend war es eine wundervolle Zeit. Auf Bali waren kaum Touristen, zumindest war die Insel noch nicht so Hardcore voll gebaut. Die einzigen, die manchmal genervt haben, waren die grölenden Australier, die sich schon morgens mit Bier am Strand voll gesoffen haben.
Unser Schmuck landete langsam, aber sicher in vielen Geschäften der Insel und so wurde aus einem Nachmittags Hobby ein kleines Business. Business von zwei besten Freundinnen. Leider gingen unsere Wege nach 3 Jahren auseinander. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns beruflich in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Ob das nun stimmt oder nicht, kann ich heute nicht sagen, aber so empfand ich damals. Leider war die Freundschaft damit auch bis aufs weitere auf Eis gelegt. Ich beschloss, den Schmuck genauso weiterzumachen wie vorher, nur unter einem anderen Namen, nämlich meinen Namen. Das war das Jahr 2015, als VIKA Jewels tatsächlich geboren wurde. In diesem Jahr starb auch mein Vater. Das eine kommt, das andere geht. Vielleicht hänge ich auch deshalb so stark an dem Label.
Am Anfang hatte ich eine unglaubliche Energie, ich konnte Tag und Nacht arbeiten, obwohl ich zwei kleine Kinder hatte, um die ich mich auch noch gekümmert habe. Dennoch fühlte ich mich nie erschöpft, vielleicht gab der ständige Sonnenschein auch seinen Teil dazu, zur endlosen Motivation. Und das „einfache Leben“. Es stärkt auf seine eigene Art und Weise. Ich lernte viel von den „Locals“, zum Beispiel sowas wie, dass nicht jeder oder alles käuflich ist, dass Geld nicht dein Leben bestimmen muss. Sie waren glücklich und zufrieden und das, ohne einen Cent in der Tasche. Ich habe es bewundert und eignete es mir an.
Leider muss ich gestehen, dass es mir immer schwerer fällt auf dieses Gefühl zurückzugreifen, weil es schon so weit her liegt. In dieser Welt, wo Geld Priorität ist, sich an „Damals“ zu erinnern und sich erlauben anders zu sein, ist so schwierig. So schwierig, dass es mir von Jahr zu Jahr unmöglicher erscheint. Und ich leider in etwas eintauche, was nicht mehr meine Gewässer sind.
Ich war nie großartiger Schmuck Fan gewesen, ja ich mochte Schmuck und ich trug Schmuck, aber hätte mir jemand jemals gesagt, ich würde Schmuckdesignerin werden und auch noch eine GmbH haben, ich hätte der Person den Vogel gezeigt. Und auf einmal war es meine Passion.
Die ersten fünf Jahre von VIKA jewels stand ich der Marke so krass dahinter. Es gab nichts anderes. Und ich wusste, es wird erfolgreich. Was auch immer Erfolg bedeutet.
Ein anderer Gedanke kam mir einfach nicht in den Sinn. Es gibt wenige Dinge im Leben, bei denen man sich sicher ist. Aber bei VIKA jewels war ich Felsenfest überzeugt.
Immer mal wieder schlichen sich Zweifel ein. Immer dann in eine längere Zeit nichts gekauft wurde oder ich keine anderen Erfolgsgefühle erhielt. Doch genau dann passierten Wunder zogen mich immer aus meiner miserablen Lage. Diese Wunder waren teilweise so intensiv, dass ich es selbst nicht glauben konnte. Spontane Begegnungen mit Celebrities aller Art, welche kostenfrei meinen Schmuck trugen und Werbung für mich machten und sogar mit mir zusammenarbeiten wollten. Kunden klingeln an meiner Haustür und wollen Schmuck shoppen, große Firmen riefen mich an und wollen mit mir zusammenarbeiten. Ein Anruf kam kurz nachdem ich zum Beispiel auf Bali an einem Heiligen Wasserfall eine Zeremonie gehalten habe. Dazu habe ich unglaublich viel Geschichten zu erzählen. Aber dazu ein anderes mal.
Ich sage nicht, dass ich eine gute Business-Frau bin – eigentlich glaube ich sogar, dass ich das nicht bin. Ich glaube eine gute Business Frau hätte aus all den Möglichkeiten, die ich gehabt habe, noch viel mehr rausgeschlagen. Aber ich war meistens einfach nur glücklich, wenn auch andere Menschen meinen Schmuck schön fanden. Sobald man etwas mit Herz und Seele kreiert, dann geht es nicht bloß um Verkaufszahlen. Man macht sich so verwundbar mit seinen Kreationen, so dass ein Kompliment schon ausreicht, um sich geschätzt und geliebt zu fühlen. Irgendwann habe ich verstanden, dass die Sachen, die ich mache, gut sind. Sie sind gut, weil die Qualität dahinter einmalig ist. Sie sind gut, weil das Handwerk dahinter eine Passion ist. Sie sind gut, weil wir unseren Planeten lieben und schätzen. Sie sind gut, weil ich die Designerin dahinter bin. Sie sind gut, weil ich den Mut habe gegen Strom zu schwimmen. Zugegeben, das macht mein Leben nicht unbedingt einfacher. Ich folge nicht jedem Trend, im Gegenteil, es kommt eher selten vor, dass ich überhaupt einem Trend folge. Meist ist es ein Zufall. Mein Wunsch ist es zeitlose Schmuckstücke zu kreieren, die meine Kunden heute genauso wie in 20 Jahren tragen können. Da darf ich keinen Trends folgen, Trends verfliegen. Sie kommen und gehen schneller, als du dich umsehen kannst. Wenn ich etwas Langlebiges erschaffen will, dann kommen Trends nicht in Frage.
Nach der Trennung von dem Vater meiner Kinder, wurde der Schmuck zu meiner Stütze. Aus einem Nachmittags Hobby wurde voller Ernst. Je ernster es wurde, desto mehr wurde der Spaß genommen. Und ich erwischte mich selbst, wie ich gar keine Lust mehr hatte, irgendwas zu machen. Der Spaß war verflogen. Nun wurde meine Leidenschaft ein Kampf ums Überleben. So oft fühlte ich mich allein gelassen. Immer wieder befand ich mich suchend nach Hilfe und fand sie nicht. Wie oft sah ich das Licht am Ende des Tunnels, und dachte „jetzt wird alles anders“. Doch das Licht erlosch, die Deals kamen nicht zu Stande. Ich war wieder allein. Viele Deals kamen nicht zu Stande, weil ich mich auch dagegen entschieden habe. Ich habe einfach immer auf mein Bauchgefühl gehört. Doch es gab auch Deals, die ich wollte, aber die mich nicht wollten.
Aufgeben kam für mich nie in Frage, doch wenn der Kampf sich so sehr in die Länge zieht, wenn Passion überhaupt zu einem Kampf wird, denke ich manchmal, vielleicht ist es einfach nicht „mein“ Weg? Und obwohl ich VIKA jewels liebe, muss ich ja von etwas leben. Leider reicht Luft und Liebe nicht. Und ich mag nicht mehr kämpfen. Ich mag nicht mehr alleine kämpfen. Ich mag kreieren, ich mag erschaffen, ich mag es Menschen mit meinen Kreationen glücklich zu machen, obwohl ich mich in erster Linie selbst dabei happy sehe. Glücklich und komplett mit meinem Schmuck behangen, denn es war auch der Grund, wieso ich überhaupt damit begonnen habe. Ich habe begonnen um mir selbst den Schmuck zu schenken, den ich schon immer tragen wollte.